Haarband

Human Society

Während des Studienaufenthaltes in Leipzig 2008 entstanden die Haarinstallationen im Basement der Halle9 der Baumwollspinnerei. Für mich bedeuten Haare Identität. Als Teil des Körpers haben sie am Leben des Besitzers teil, von dessen Spuren zeugen sie noch jahrelang. Gewaltsamer Haarverlust ist im Laufe der Geschichte wiederholt gleichbedeutend mit dem Raub der Identität. Sei es beim Eintritt in die Bundeswehr oder die indische Witwe, die mit ihrem Mann auch ihre Ehre verliert. In den Leipziger Friseursalons sammelte ich die Haare mir unbekannter Bürger der Stadt. In uralter Technik, gleich den drei germanischen Nornen am Fuße der Weltesche, verspann ich die Haare zu einem Schicksalsfaden. Auf diese Weise wurden die Einzelschicksale der Leibziger Bürger zusammengefügt und erzählen das Schicksal der Stadt Leipzig.

Im Ameisenhaufen entsteht ein Staat. Individuen wuseln vor sich hin und bilden ein System. Mir gefällt der Gedanke, dass menschliche Staatensystem von außen zu betrachten. Ausgestellt im Duschraum der alten Spinnerei spielt die Arbeit mit den Emotionen des Betrachters. Man entdeckt den Ameisenhaufen erst, wenn man um eine Ecke biegt und befindet sich dann bereits mitten drin. Es ist eine Aufforderung, den menschlichen Staat, so wie den Ameisenhaufen von Innen und Außen zu betrachten.

Sabine Fischöder