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Liest man im Lexikon die Umschreibung für Zeitgeist, findet man folgende Passage:

"Zeitgeist: Der Zeitgeist ist die Denk- und Fühlweise eines Zeitalters. Der Begriff meint die Eigenart einer bestimmten Epoche, beziehungsweise den Versuch, uns diese zu vergegenwärtigen."

Die „Eigenart einer bestimmten Epoche“ also. Wie wird man die Eigenart unserer Epoche in zukünftigen Geschichtsbüchern lesen können? Eine ganz spezifische Eigenart ist eine immer währende anhaltende Rastlosigkeit. Man muss flexibel sein, jung, dynamisch. Blitzschnell Veränderungen wahrnehmen, auf sie reagieren. Dieser Zustand spiegelt sich in der Arbeit „Small Talk“ wieder. Beide Puppen waren zu vor Bestandteil einer Streetartperformance in Berlin. Flip Flops, Handtasche I und eine frühe Variation der Lampe waren bis vor kurzem in der Tapetenfabrik Bonn ausgestellt. Niemals angekommen sein, überall und nirgends gleichzeitig, so ist auch die aktuelle Ausstellungssituation temporär. Man muss ein Teamplayer sein, mit anderen kooperieren aber trotzdem für sich alleine agieren. Analog hierzu können die einzelnen Werke für sich stehen, aber auch als raumbezogene Installation in verschiedenen Kombinationen auftauchen. Denn Mittelpunkt der Arbeit bilden die zwei Puppen. Modifiziert aus dem dynamischen Zustand der Performance zum stationären Zustand der Skulptur, spiegeln sie die ständige Veränderung unserer Gegenwart. Zu den Kleidern kommen Accessoires der Modewelt hinzu. Nach dem Vorbild von Sylvie Fleury werden Kunst, Mode und Design miteinander verknüpft.

Der Unterbau ist aus Metall und Draht gefertigt. Verarbeitet nach Vorgehensweisen der klassischen Bildhauerei. Es wurde gebogen, geschweißt, geschliffen und poliert. Die Struktur gebenden Materialien finden im Alltag vorrangig Verwendung im Badezimmer sowie in der Küche. Gemeinsamer Ursprung ist die Gesichtslosigkeit der Massenproduktion, der alle aus Kunststoff bestehenden Elemente entstammen. Parallelen finden sich nicht nur in der Art der Herstellung sondern auch der Art der Nutzung. Der Pommespicker, meist einmal genutzt danach ist er Müll. Der Strohhalm, einmal genutzt, Müll. Und selbst die Lockenwickler sind, wenige male verwendet, verbraucht. Allen sind die poppigen, fast Neon krählen Farben gemeinsam, es scheint als dienten sie dazu den kleinen, nebensächlichen Alltäglichkeiten Aufmerksamkeit zu verschaffen. Die Kombination aus allen Materialien, nicht separiert sondern in einer schlicht überwältigenden Masse verarbeitet, befreien sie aus diesem Kontext und sprängen die vorgegebene Funktion und Lebensdauer. Jedes Material erfordert seine eigne Bearbeitungsweise. Handtasche I, aus Draht und Lockenwicklern, ist komplett Hand genäht. Die Kleider hingegen sind in vielschichtiger Prozedur, unter Anwendung verschiedener Klebe- und Schmelztechniken zusammengefügt.

Die Gegenstände des alltäglichen Lebens ermöglichen dem Betrachter sich wiederzufinden. Fern von elitärer Spezialisierung des Kunstgeschehens soll „Small Talk“ jedem zugänglich sein. Die Kritik, die im Werk steckt, wird durchaus mit leicht humoristischen Zügen transportiert, so dass der Betrachter selbst, sich meist ein Lächeln nicht verkneifen kann.

Die Arbeit wurde im Katalog der Ausstellung „Geprüft“ abgebildet.

Copyright © 2010 Sabine Fischöder //sabine.fischoeder[at]web.de